Gegner des Baus einer Moschee in Erfurter Ortsteil Marbach haben das Kreuz als Symbol für eine bizarre Protestaktion genutzt. Derzeit stehen ein mehrere Meter hohes Kreuz sowie elf kleinere auf der Fläche, die dem geplanten Baugrundstück benachbart ist.
Nachdem die Bischöfe der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und des katholischen Bistums Erfurt sich in einer gemeinsamen Erklärung klar gegen einen Missbrauch des Kreuzes als Kampfeszeichen ausgesprochen hatten, beschlossen die 53 anwesenden Mitglieder der Synode des Evangelischen Kirchenkreises Erfurt bei ihrer Tagung am 16. März 2017 ohne Gegenstimmen einen Aufruf zu Respekt vor Andersgläubigen und offenem Dialog. Wir dokumentieren den Synodenbeschluss im Folgenden:
„Die Synode des Evangelischen Kirchenkreises Erfurt bekennt sich nachdrücklich zu der in der Menschenwürde angelegten und grundgesetzlich garantierten Glaubens- und Religionsfreiheit. Jeder Mensch hat das Recht, nach seinem Glauben und seiner Religion zu leben und sich dazu öffentlich zu bekennen. Dazu gehört auch die Freiheit, unter Beachtung des geltenden Rechts, Bauwerke zu errichten, die der Religionsausübung dienen.
Die Errichtung einer Moschee trägt – wie der Bau einer Kirche oder einer Synagoge – zur Bereicherung der kulturellen und religiösen Vielfalt in unserem Land bei.
Das Kreuz als christliches Symbol ist Ausdruck der Gottesliebe zu den Menschen. Wer, wie in dem Erfurter Stadtteil Marbach, das Kreuz als Instrument der Auseinandersetzung mit Nicht- oder Andersgläubigen einsetzt, handelt gegen das Gebot der christlichen Nächstenliebe.
Die Synode bittet alle Bürgerinnen und Bürger, Menschen, die sich zu ihrem Glauben und ihrer Religionsgemeinschaft bekennen, mit Respekt zu begegnen und ihre Gebetsräume und Bauwerke zu achten und zu schützen.
Die christlichen Kirchen sind zu einem offenen, im Geiste gegenseitiger Achtung geführten Dialog mit Christen, Muslimen, Juden oder Angehörigen anderer Religionen und nicht religiösen Menschen bereit und laden ausdrücklich dazu ein.“
Bitte lesen Sie auch die Gemeinsame Erklärung der Bischöfe von Evangelischer Kirche in Mitteldeutschland (EKM) und Bistum Erfurt, Bischof Ulrich Neymeyr und Landesbischöfin Ilse Junkermann, vom 14. März 2017.