siehe Thüringer Allgemeine vom 2.8.18
Kirchturm am Gotteshaus hat statische und durch Nässe bedingte Schäden. Sanierung dauert länger und wird teurer.
Vor zwei Jahren wurde das Dach der St.-Gotthardt-Kirche in Marbach erneuert. Und wie das manchmal so ist, bemerkte einer der Dachspezialisten, dass am Kirchturm etwas nicht stimmte. Die Nägel, mit denen die Schindeln angebracht werden, waren nicht wie in solchen Fällen üblich aus Kupfer, sondern aus einfachem Stahl. Und sie waren durchgerostet. Der Dachdecker, so munkelte man, habe sie damals heimlich ausgetauscht. Wie dem auch sei, man musste handeln, ehe vielleicht etwas abstürzt und zur Gefahr für Kirchgänger und Friedhofsbesucher wird.
Stahlnägel statt Kupfer – 1983 wurde gemauschelt
Bei einer ersten Analyse kam man im beauftragten Erfurter Architekturbüro Smits + Tandler auf einen finanziellen Aufwand von rund 116 000 Euro für die notwendig gewordenen Arbeiten. Das könnte, so zeigte sich nun, nicht reichen. Befragt nach dem vorgefundenen Schadensbild, sagte Architekt Tino Baudler: „Schon nicht wenig“.
Mitte Juli wurde das Gerüst gestellt. Und dann fand man Dinge, die man so nicht erwartet hatte. „Es sind statische Mängel durch eingedrungene Nässe, Fäulnisschäden an Stützen, Sparren, Schwellhölzern. Ein erheblicher Austausch wird wohl nötig, weil es auch größere Verformungen gibt. Der Turm steht leicht schief“, so Architekt Baudler. Insgesamt übertreffe das Schadbild alle Befürchtungen. Bei der nun neu zu verhandelnden Bauzeit und den Baukosten wollte er sich noch nicht festlegen, schätzte dann aber den Zeitaufwand aber doch auf etwa acht Wochen.
„Es wäre schön, wenn Ende Oktober alles fertig ist“, so die Pfarrerin des Kirchspiels Erfurt Marbach-Salomonsborn, Tabea Schwarzkopf. Diese Bitte erging an die Baufirma Pfeiffer aus Berlstedt, die schon zur Zufriedenheit der Marbacher das Kirchenschiff saniert hatte. Und sich ab nächste Woche auch das Pfarrhaus vornehmen wird.
Nachdem Tino Baudler den Turmknopf, der zuvor fachmännisch abmontiert worden war, geöffnet hatte, kamen in kleinen Plastikkapseln Zeitzeugen zum Vorschein. Eine Kirchenzeitung „Glaube und Heimat“ und das Neue Deutschland vom 6. November 1983 sowie eine Handvoll Münzen aus verschiedenen Epochen. Und ein vom ehemaligen Pfarrer Wild verfassten Situationsbericht aus der damaligen Zeit, der die Friedensbewegung in der DDR zum Inhalt hatte und sich mit den Ereignissen der Vorwendezeit beschäftigte. Die Pfarrerin wird das Zeitdokument studieren und der Öffentlichkeit präsentieren, so ihre Zusage. Wenn der Kirchturm fertig saniert ist, werden die Fundstücke mit diversen neuen Exponaten ergänzt und in den dann vergoldeten Turmknopf gepackt. Damit in einigen Jahrzehnten wieder gestaunt werden kann.